top of page

Gemeinsam sind wir stark

Ich kann nicht mehr. Sie sind schon fast am Ziel. Der Ring muss nur noch in das Feuer des Schicksalsberges hineingeworfen werden. Dann ist die Macht des bösen Sauron über die Welt gebrochen. Doch Frodo, der Ringträger, ist geschwächt. So kurz vor dem Ziel steht nochmals die ganze Mission auf Messers Schneide. Doch Sam, sein treuer Begleiter, gibt nicht auf. Ich kann ihn, den Ring, nicht für dich tragen, aber ich kann dich tragen.

Und Sam nimmt Frodo auf die Schultern und stapft und stolpert mit ihm dem Ziel entgegen.

 

Gemeinsam sind wir stark

 

Aus dem Einsatzbericht unserer Feuerwehr 

Am frühen Montagmorgen wurden wir zur Unterstützung in unsere Nachbargemeinde Grabau gerufen, da dort ein Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Vollbrand stand.

Wir rückten mit unseren drei Fahrzeugen aus und sollten mit höchster Priorität eine Wasserversorgung für die im Einsatz befindliche Drehleiter der FF Bad Oldesloe bereitstellen.

Mit Hilfe der 600m B-Schläuchen auf unserem Löschfahrzeug 16-TS, den weiteren über 200m B-Schläuchen von unserem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20 und dem Schlauchwagen der FF Seefeld konnten wir diese Aufgabe sehr schnell realisieren und große Mengen Wasser über zwei parallele Wasserleitungen zur Brandbekämpfung an die Einsatzstelle fördern.

Weiterhin stellten wir im Einsatzverlauf 4 Trupps unter schwerem Atemschutz, die beim Aufspüren und Ablöschen von Brandnestern und Entfernen von gefährlichen Gütern wie Bezinkanistern und Gasflaschen unterstützten.

Für die Zeit der Wasserförderung musste die Landstraße zwischen Tönningstedt, Grabau und Bad Oldesloe fünf Stunden voll gesperrt werden.

Nach nur noch Nachlöscharbeiten von der Drehleiter durchgeführt wurden, wurden die ersten Kräfte aus dem Einsatz entlassen. Die andere Besatzung wartete noch etwa 1,5 Stunden länger, bis die Wasserversorgung über die lange Wegstrecke auch abgebaut werden konnte.

 

Gemeinsam sind wir stark

 

Die Konfirmandenfreizeit wird geplant. Die Fakten: 32 Jugendliche zwischen 13 und 14 (manche sagen, ein schwieriges Alter), Jugendherberge, Anreise Freitag Abend, Abreise am Sonntag Morgen.

Spiele, Gruppenbetreuung, inhaltliche Arbeit, aber wer macht eigentlich die Aufsicht in der Pause, und nachts, da muss man doch aufpassen, dass die auch mal ins Bett gehen. Die Teamer lachen ihren Pastor freundlich an: Lass uns mal machen, wir kümmern uns darum!

 

Gemeinsam sind wir stark

 

Herr der Ringe, Feuerwehr, Jugendarbeit – Typen wie Sam werden gebraucht.

Manches schafft einer nämlich nicht alleine.

Manches macht alleine echt nicht so viel Spaß.

Manchmal brauche ich jemand anderen.

 

Eine Feuerwehr braucht eine gute Ausrüstung, Maschinen, aber noch mehr eine gute Kameradschaft.

Wenn es um einen Einsatz geht und vor allem um Leben und Tod, muss man sich aufeinander verlassen können. Wenn eine Meldung kommt, der Adrenalinspiegel steigt. Wenn Hand in Hand die Kommandos umgesetzt werden, die Schläuche ihren Weg finden und alles geregelt wird. 

Nach dem Einsatz die Hand auf der Schulter, das kurze Gespräch, Bilder und Gedanken loswerden.

Kameradschaft als das Herz des Dienstes.

 

In der Jugendarbeit wissen, dass man gebraucht wird. Sich einbringen können, aber auch mal schwach sein und was falsch machen. Die anderen sind auch noch da. Treffen, Feste, Vorbereiten. Sag mal, wie machst Du das eigentlich? Du, wenn Du beim nächsten Mal das Spiel so anleitest, könnte es vielleicht noch besser klappen? Schön, dass Du dabei bist.

 

Gemeinsam sind wir stark

 

Jesus wird einmal gefragt: Wer ist denn mein Mitmensch. Wer ist mein Nächster?

Und Jesus antwortet mit einer Geschichte:

 

Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Die nahmen ihm alles weg, auch seine Kleider, und schlugen ihn zusammen.

Dann machten sie sich davon und ließen ihn halb tot liegen.

31Nun kam zufällig ein Priester denselben Weg herab. Er sah den Verwundeten und ging vorbei. 32Genauso machte es ein Levit, als er zu der Stelle kam: Er sah den Verwundeten und ging vorbei.

33Aber dann kam ein Reisender aus Samarien dorthin. Als er den Verwundeten sah, hatte er Mitleid mit ihm. 34Er ging zu ihm hin, behandelte seine Wunden mit Öl und Weinund verband sie.

Dann setzte er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn in ein Gasthaus und pflegte ihn.

35Am nächsten Tag holte er zwei Silberstücke hervor, gab sie dem Wirt und sagte:

›Pflege den Verwundeten! Wenn es mehr kostet, werde ich es dir geben, wenn ich wiederkomme.‹

Und Jesus fragte: 36Was meinst du: Wer von den dreien ist dem Mann, der von den Räubern überfallen wurde, als Mitmensch begegnet?« 37Der andere antwortete: »Der Mitleid hatte und sich um ihn gekümmert hat.« Da sagte Jesus zu ihm: »Dann geh und mach es ebenso.«

 

Gemeinsam sind wir stark. Das fängt bei mir an. 

 

Nicht vorbeigehen, sondern handeln.

Der Priester und der Levit sind auf dem Weg zum Tempel. Dort arbeiten sie. Sie wollen nicht unrein werden und mit Blut oder einem Toten in Berührung kommen. Dann dürften sie nicht im Tempel Dienst tun. Und vielleicht haben sie es auch einfach eilig und denken: Da wird schon noch jemand anderes kommen, der das besser macht.

 

Eine starke Gemeinschaft braucht ein starkes Ich, das Verantwortung übernimmt.

Den Hunger in der dritten Welt kann ich nicht ändern.

Dass Menschen in Syrien abgeschlachtet werden auch nicht.

Und die Präsidenten dieser Welt juckt es nicht, ob ich ihr Tun gut finde oder nicht.

 

Nun könntest Du die Hände in den Schoß legen und sagen: Ich kann eh nichts ändern, also ergebe ich mich, solange es mir gut geht.

Oder Du machst Deine Augen auf und siehst das, was Du in Händen hast.

Der Sam, Samaritaner in dieser Geschichte von Jesus hält an. Er unterbricht seinen Weg, pflegt ihn so gut er kann und kümmert sich um ihn. Kein anderer, er ist dran. 

 

Die unter die Räuber gefallenen sehen heute anders aus: Die alte Nachbarin, die den Rasen nicht mehr alleine mähen kann. Der Junge, der vom Fahrrad gestürzt ist und nun laut heult. Der Fremde, der ratlos an der Bushaltestelle vor dem Fahrplan steht.

Momente und die Frage: Was tust Du? Vorbeigehen? Helfen?

Wo geht es nicht nur um Deinen Vorteil, Deinen hübsch gepflegten Vorgarten und Deine Bequemlichkeit, sondern wo tust Du etwas? Wo leihst Du Gott Dein Gesicht, Deine Hände, Deinen Traum einer besseren Welt und fängst an?

 

Gemeinsam sind wir stark. Das braucht andere.

 

Keiner kann alles. Der Sam aus der Geschichte von Jesus versorgt das Opfer mit dem, was er gerade dabei hat und pflegt ihn. Und dann kommt der Zeitpunkt, an dem er abgibt. Vielleicht hat er nicht mehr Zeit oder er weiß nicht weiter?

Mehr kann er jetzt nicht tun, jetzt ist das Gasthaus, jetzt sind andere dran. Er überschätzt sich nicht.

Den nächsten lieben wie sich selbst. 

Gemeinschaft braucht Menschen, die gut für andere sorgen können, weil sie gut für sich sorgen. Eine starke Gemeinschaft ist eine ehrliche Gemeinschaft.

Eine Gemeinschaft ist wie ein Netz. Jeder hat seinen Platz. Keiner kann alles. Keiner muss alles. Ich übernehme Verantwortung und ich gebe welche ab. Das entlastet.

 

Feuerwehr. Kirchengemeinde. Jugendarbeit. Verein. Familie.

Ich weiß, was ich zu tun habe, was ich tun kann. Und ich weiß, wo meine Grenze ist. 

Wo ich keine Zeit habe. Wo die Angst zu groß ist. Wo ich unsicher bin. Wo ich keine Ahnung habe.

Dann ist es gut, abgeben zu können. Sich mit seiner Grenze zeigen, damit andere übernehmen können. Oder um mit ihnen zu schauen, was gibt es für Wege?

Keiner lacht über den anderen deswegen. Keiner spielt sich hervor als der Alleskönner und geht, weil er nicht abgeben kann, irgendwann selber zu Grunde. Das wäre das Ideal. Für die Kirche, für die Feuerwehr, für unsere Welt.

 

Manche sagen: Der Glaube ist naiv. Die Christen geben einfach Verantwortung ab, der da oben soll es richten. Opium fürs Volk statt selber etwas tun. Vielleicht.

Vielleicht ist es aber auch genau anders herum: Glaube ist etwas für ehrliche und mutige Menschen, weil sie nicht alles in Händen halten und Grenzen, wo nötig, annehmen lernen. Wo der Verstand, das menschliche Tun, Geld, Träume nicht weiterhelfen.  

Als Christ lasse ich Platz in meinem Leben – damit Gott handeln kann.

 

Gemeinsam sind wir stark.

 

Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr

So heißt der Leitspruch der Freiwilligen Feuerwehr. Ich stelle mich zur Verfügung für meinen Mitmenschen, wehre das Böse ab, helfe, und ehre damit Gott. Gottesdienst ist nämlich nicht nur eine Sache sonntags zwischen 10 und 11. Auch ein guter Satz für alle anderen. 

 

Sam und Frodo kommen schließlich an.

Der Ring kann in das Feuer geworfen werden. Das Böse ist besiegt. Es hatte seinen Preis und es war kein Sonntagsspaziergang. Die Gemeinschaft des Ringes hat gewonnen und befreit.

 

Gemeinsam sind wir stark.

Und wo bist Du?

 

Amen.

​

bottom of page